Leistungskurs Musik
2000/02 am Celtis-Gymnasium, SchweinfurtThema/Themen:
Symphonische Musik der Hochromantik
Die Phantasie der Romantik sprengt die klassische Symphonik durch das übergeordnete
Programm, Besprechung einer Programmsymphonie, Herausarbeitung der Unterschiede zum Aufbau
einer klassischen Symphonie
Werke:
Hector Berlioz (1803-1869): "Symphonie fantastique", opus 14
Mit dem Untertitel: "Episoden aus dem Leben eines Künstlers"
Uraufführung:1830
Inhalte:
Allgemeine Merkmale:
- Verwendung eines Leitthemas als "Idée fixe", das in allen Sätzen
unterschiedlich erklingt. In dieser Symphonie stellt das Leitthema die für Berlioz
gleichsam "zur Melodie gewordene" Geliebte dar.
- Programm basiert auf autobiographischem Hintergrund: Hector Berlioz verliebt sich bei
einer Hamletaufführung in die englische Schauspielerin Harriet Smithson. Er widmet ihr
die "Symphonie fantastique", doch sie ignoriert seine Zuwendung, bis Berlioz
Rachegedanken hegt. Diese schlagen sich im 5. Satz dieses Werkes nieder, als er sie
verzerrt als Hexe darstellt. Berlioz lernt Smithson erst nach der Komposition kennen, sie
wird vorübergehend seine Frau.
1.Satz "Rêveries - Passions" "Träume und Leidenschaften",
Largo, Allegro agitato e appassionato
Idée fixe:
Erkennbar ist die Sonatenhauptsatzform
Im Zentrum des gesamten Werkes steht "Idee fixe" als 40-taktiges Leitthema
(Das Thema kommt erstmals 1828 in seiner Kantate "Herminie" vor)
Aufbau:
Takt 72-79: erste Themenphrase, die der klassischen, achttaktigen Themenphrase entspricht.
Aufschwung im Grunddreiklang, C-Dur, verbunden mit Crescendi. Die Phrase beginnt jedoch
auf der Dominante G. Es zeigt sich das Seufzermotiv nach dem aufwärtsgerichteten
Sextsprung. Abrundung durch lineare, synkopierte Sekundschritte
Takt 79-86: Phrasenwiederholung in der Dominanttonart, G-Dur, leicht abgeändert.
Takt 87-103: Phrasenentwicklung. Diese besteht aus einer Sequenz, in welcher ein
viertaktiges Motiv dreimal wiederholt wird. In jedem Motiv gibt es einen Spitzenton. Diese
bilden gemeinsam eine chromatische, aufteigende Linie von f' (T. 75) bis c" (T. 99).
Die Entwicklung weist eine dynamische Steigerung auf. Beginn im p dolce, crescendo poco a
poco, bis zum Sforzato auf den letzten Spitzenton hin.
Es folgt ein linearer Abstieg in Viertelnoten, decrescendo. Übergang ins
"piano"zur Vorbereitung des Ausklangs.
Takt 103-111: Epilog. Beginn mit überraschendem "forte" und anschließendem,
wiederholtem Zweitaktmotiv, das aus einer Triole und einem abwärtsgerichteten Septim-
bzw. Sextsprung besteht. Abwärtssprünge als Gegensatz zum Themenbeginn.
Die in der Anfangsphrase schon auftauchenden Seufzermotive sind dynamisch in Spannung: sie
beginnen im "forte" und decrescendieren rasch ins "piano". Es folgt
ein chromatischer Aufstieg in Triolen, welcher sich vom Zielton zu einem erneuten Seufzer
nach unten absstößt und sich gleich wieder nach oben schwingt. Dabei sind die
dynamischen Unterschiede gewaltig. Das Ende des Epilogs beschreibt eine linear, nach unten
gerichtete, triolische Linie, die im Ritardando zum Schlusston führt.
In den folgenden Sätzen erklingt die "Idee fixe" in abgewandelter Form:
2.Satz: "Un bal" "Ein Ball", Allegro non troppo
Berlioz sieht seine Geliebte auf einem Ball wieder. Tänzerischer Charakter, Walzertakt,
dadurch metrische Verschiebung der Idée fixe (ab T. 121)
3.Satz: "Scène aux champs" "Szene auf dem Lande" Adagio
I. f. ab Takt 90, trotz 6/8-Takt metrisch näher am Original
4.Satz: "Marche au supplice" "Gang zum Richtplatz"
Allegretto non troppo
Nur kurzes Zitat (4 Takte) der I. f.
5.Satz: "Songe d'une nuit de Sabbat" "Traum einer
Sabbatnacht", Allegro
Die Geliebte erscheint als Hexe, verzerrt
I. f. "blaskapellenartig" verzerrt (ab T. 121)
Das "Dies Irae" aus der katholischen Totenmesse ertönt, ebenfalls in grotesker
Gestalt
CDs, Materialien, Bemerkungen:
Musik um uns 12/13, S. 136-140, mit allen Versionen der idée fixe (Metzler 1988)
CD Symphonie fantastique
CD Herminie - Detailangaben folgen
Quellen: Dömling: Hector Berlioz, Symphonie fantastique (Meisterwerke der Musik, Heft 19, Fink Verlag, München)