Leistungskurs Musik
2000/02 am Celtis-Gymnasium, SchweinfurtThema/Themen:
Die Musik des Barock - Überblick
Inhalte:
1. Begriff
Ursprünglich abschätzig von span. barrueco (unregelmäßig, warzig bei
minderwertigen Perlen), frz. baroque (im 18. Jhdt. als bizarr, uneben).
KochL (1802): "Ein Tonstück wird barock genannt, wenn ... die Harmonie verworren,
und der Satz mit Dissonanzen und ungewöhnlichen Auflösungen derselben überladen
ist..."
In RieL 2 (1884), RieL 9 (1919) noch nicht als Epochenbegriff, 1919
als "Periode der harmonischen Musik" nach "Periode der polyphonen
Musik" (Art. Bach, S. 58)
2. Allgemeine Merkmale
Menschendarstellung statt Textdarstellung rückt ins Zentrum. Übergang von der
Dominanz der Vokalmusik (bis Renaissance) zur Dominanz der Instrumentalmusik (Klassik).
Keine Stileinheit.
3. Zeitliche Einteilung
3.1 Frühbarock (~ 1560 bis ~ 1620)
Mehrchörigkeit (Venedig, San Marco); Instrumentalmusik verselbständigt sich, Ausbildung
des konzertierenden Prinzips.
Vertreter: Orlando di Lasso, Giovanni Gabrieli, Claudio Monteverdi;
Hans Leo Haßler, Johann Hermann Schein.
3.2 Hochbarock (~ 1620 bis ~ 1680)
Alte Formen im neuen Stil, neue Formen: Oper, Oratorium; Kammermusik, Suite; Höhepunkt
des Konzertierenden Prinzips.
Vertreter: Claudio Monteverdi; Heinrich Schütz, Samuel Scheidt;
Jean-Baptiste Lully.
3.3 Spätbarock (~ 1680 bis ~ 1740)
Formen bilden sich zu allgemein gültigen Typen aus, Da-capo-Arie; Concerto grosso,
Solokonzert; Sonate (-da chiesa, -da camera); Fuge, Suite.
Vertreter: Arcangelo Corelli, Antonio Vivaldi, Domenico Scarlatti;
Dietrich Buxtehude, Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach,
Georg Friedrich Händel; Jean-Philippe Rameau; Henry Purcell.
4. Stil
4.1 Generalbass (grundlegend definierendes Merkmal)
Bezifferte Basslinie + Melodie, Mittelstimmen sind akkordische Füllstimmen; Homophonie.
4.2 Affektenlehre und Rhetorik (grundlegend definierendes Merkmal)
Motive, Figuren, Symbole sind feststehendes "Vokabular" des musikalischen
Ausdrucks.
Zahlensymbolik z. B. Dreieinigkeit
musikalische Symbole z. B. # = Kreuz Christi
Allegorik z. B. Ewigkeit, Himmel - Erde
Nachahmung Klänge, Geräusche
4.3 Kontrapunkt
Polyphoner Satz, alle Stimmen sind gleichberechtigt, selbständig; Fuge; Polyphonie:
Übernahme aus der Renaissance.
4.4 Dur-Moll-Tonalität
löst Kirchentonarten (Modalität) ab; tonale Spannungen, harmonische Zentren (Funktionen
T S D); gleichschwebend temperierte Stimmung (um 1695, WTK I 1722).
4.5 Takt
Renaissance: "tactus" = Schlageinheit ohne Betonung.
Barock: feste Taktarten, regelmäßige Folge von schwer - leicht.
4.6 Formen à siehe oben
Quellen: Wörner, Geschichte der Musik 8, MGG 1,2 Artikel Barock, Riemann Musiklexikon 2,9,12