Leistungskurs Musik 2006/08          am          Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Abitur 2004, Teilaufgabe 2

Bearbeitet von Daline    www.musiklk.de/2006/abi04_2.htm

 

Anmerkung des Kursleiters: Nur die "nötigsten" Stellen werden in allen Ausarbeitungen "korrigiert". 
Eventuell Fehlendes ist dem Lösungsvorschlag zu entnehmen. Dieser kann in der Aufgabe allerdings auch durch andere, sinnvolle Lösungsansätze ganz oder teilweise ersetzt sein.
rot = Zusatz des Kursleiters, rot kursiv = "unterringelt", rot, kursiv, durchgestrichen = "falsch".
Aufgabentext und Lösungsvorschlag (pdf): http://musby.de > GYM > Leistungskurs

 

Werke: 

Ludwig van Beethoven
Sonate G-Dur op. 14 Nr.2, 1.Satz
Bagatelle B-Dur op. 119 Nr.11

Noten Sonate: http://www.dlib.indiana.edu/variations/scores/aek3910/sco10180.html 
Noten und Mididatei Bagatelle: http://www.halloduda.com/noten/bagatellen.htm 

 

Eigene Lösung:

 1.
Formteile der Sonatenhauptsatzform: 
Die Exposition (Themenvorstellung) ist hier von Takt 1 (+ Auftakt) bis Takt 63. Dies ist auch schon rein äußerlich vom Formalen her zu erkennen, da ein Wiederholungszeichen nach dem Takt 63 vorhanden ist, was für die klassischen Sonaten typisch ist. Folglich beginnt die Durchführung (Themenbearbeitung) mit dem Takt 64 und verläuft bis Takt 124. Auffällig sind die vielen b-Vorzeichen, die in der Exposition überhaupt nicht vorkommen. Sie tauchen allerdings nur vor e und h auf, was zu g-Moll führen könnte. Auf jeden Fall sind hier die beiden Themen abgeändert dargestellt. Bei Takt 125 fängt das Thema 1 wieder genauso an wie am Anfang der Sonate, deshalb beginnt dort die Reprise (Themenwiederholung). Da ab Takt 125 alles wieder in der Tonika geschrieben ist, lässt sich die Reprise zusätzlich deutlich erkennen. Coda
Einzelne Teile der Exposition:
Wenn man von dem typischen Muster der Abschnitte ausgeht, stimme ich dem Lösungsvorschlag fast zu. Thema 1 verläuft von Anfang bis Takt 8. Man sieht am Notenbeispiel deutlich, dass ab Takt 8 eine Art neues Motiv beginnt, da die Dreiklangsmelodik verschwindet und in der linken Hand nur noch 1/16-Noten ohne Pause gespielt werden. Diese Form von Takt 9 bis 25 ist somit die Überleitung. (Bei Takt 24/25 setzt zwar die linke Hand aus, aber dort wird über eine Tonleiter zum Thema 2 geführt.) 
Außerdem hört man, dass das beschwingende Zusammenklingen der Dreiklänge ab Takt 9 ein Ende hat. Zusätzlich finde ich, dass die linke Hand am Anfang nicht nur eine typische Begleitstimme ist, sondern erst ab Takt 9 durch den ständigen Verlauf der 1/16-Noten zur eigentlichen Begleitstimme wird. In Takt 1 bis 8 bekommt man zumindest das Gefühl, dass die Bassstimme etwas solistischer ist, als in den folgenden Takten.
Mit dem Takt 26 beginnt dann das Thema 2. Nun komme ich zu der Sache warum meine Meinung mit dem Lösungsvorschlag nur fast übereinstimmt. Wenn man wirklich von den typischen Abschnitten ausgeht, würde ich sagen, dass Thema 2 mit dem Takt 46 endet. Das sieht man nicht unbedingt im Notenbeispiel, man kann es aber am Hörbeispiel merken, da hier irgendwie ein kleines Ende und danach ja auch eine kurze Pause ist. Doch wenn ich vom geregelten Abschnittablauf in klassischen Sonaten absehe, würde ich sagen, dass von Takt 41 bis 46 ein kleiner Zwischenteil ist, den ich weder dem Thema 2 noch der Schlussgruppe zuordnen würde. Ich würde es als 2. Überleitung bezeichnen, denn dieser Teil hat keine Besonderheiten die mit den vorherigen oder nachfolgenden Takten in Bezug zu bringen sind. 
Des weiteren verwendet Beethoven bei den „Bruchstellen“, die eben einen neuen Abschnitt zeigen, ein ähnliches Motiv, was in Takt 9, 25, 40 und vielleicht in Takt 48 vorzuweisen ist. Und zwar setzt er hier in der rechten Hand vier 1/8-Noten ein. Bei Takt 48 stimmt diese Behauptung nicht genau, da es drei 1/8-Noten und eine 1/16-Note sind. 
Wenn man aber streng nach dem Schema verfahren will, würde ich vorschlagen, dass Takt 41 bis 46 zum Thema 2 gehören, da man beim Hören der Sonate eher bei Takt 46 als bei Takt 40 ein „Ende“ empfindet. 
Dem zu Folge würde dann die Schlussgruppe bei meiner Lösung bei Takt 47 beginnen, die relativ themenfremd ist.

2.1.
Phrasierung: bei Thema A gehen die Bögen über den Takt jeweils hinaus, bei Thema B gehen sie niemals über den Takt hinaus!
Tonalität: Thema A steht in G-Dur, folglich „muss“ Thema B in D-Dur (Dominante zu G-Dur) stehen, da Thema A in der Tonika, Thema B und die Schlussgruppe in der Dominante sind.
Allgemein (Klang): Thema A männlich, Thema B weiblich (hier: tanzend)
(für 10 BE sehr knapp!)

2.2.
Metrik ist die Lehre vom Versmaß, welche sich auf die Betonungsunterschiede (schwer-leicht) bezieht. In einem 2/4-Takt wird normalerweise die Zählzeit 1 betont. Bei einmaligem Zuhören der Sonate ist es nahezu unmöglich eine genaue Betonung herauszufiltern, bei mehrmaligem Hören fällt es allerdings auch noch schwer. Ich würde im Vordersatz (Takt 1-4) zur Betonung der verlängerten 1/8-Note und Einsatz der linken Hand tendieren, jedoch entspricht das nicht dem typischen Metrum. Im Nachsatz neige ich zu den 1/8-Noten in der rechten Hand. Das wäre aber auch weder auf Zählzeit 1 noch auf Zählzeit 2, sondern zwischendrin auf „(n)e-un“ (wenn man von „ei-ne-un-te, zwei-e-un-te,…“ ausgeht) =Synkope. Die Gefahr ist hier allerdings auch sehr groß, dass man sich von der Rhythmik beeinflussen lässt und daher auf die Betonung der langen Noten (in diesem Fall 1/8) schließt. Durch Betrachtung dieses Beispieles stimme ich Riethmüllers Aussage zu, dass sich die Metrik sehr schwer bestimmen lässt. 

3.
Bei der Kammermusik in der Klassik war das Streichquartett schon am typischsten von allen, aber z.B. das Klaviertrio, die Klavierquartette oder das Streichtrio gehörten auch zur typischen Kammermusik. Um etwas anderes als im Lösungsvorschlag zu bearbeiten, habe ich Takt 48 bis 52 (Zählzeit 1) auf ein Klaviertrio umgeschrieben. 


4.
Ab Takt 64 (+ Auftakt) wird das Thema A aufgegriffen. Der Rhythmus ist gleich, die Dreiklangsmelodik ist auch wieder gegeben, jedoch werden etwas andere Noten gespielt. Ein wichtiges Element ist hier, dass jeweils vor dem „h“ und dem „e“ ein „b“ steht. Somit haben wir hier „b“ und „es“ und in Takt 64 ist auch die Harmonie g-Moll zu erkennen. Im Gegensatz dazu stehen Takte 1 ff. in G-Dur.
Rechte Hand: Anfangs sind zumindest die gleichen Stammtöne notiert (vgl. Takt 1(+Auftakt) - 2 (Mitte) und Takt 64 (+Auftakt) – 65 (Mitte)).
Danach werden in der Durchführung höhere Töne als in der Exposition gespielt. Von Takt 65 (Mitte) bis 67 (Mitte) wird sogar alles im Violinschlüssel genau um eine kleine Terz höher geschoben.
Linke Hand: In dem Stück, wo das Thema A verarbeitet wird (Takt 64 + Auftakt bis 67) sind die gleichen Stammtöne notiert. Natürlich gibt es auch hier kleine Abweichungen und zwar die b-Vorzeichen vor dem h und dem e. Ansonsten bleibt der Bassschlüssel in diesen Takten gleich. Schließlich hat die linke und die rechte Hand eine größere Distanz als im Original.
Ab Takt 68 wird das schon etwas veränderte Motiv von den vorherigen Takten noch etwas mehr verändert, da in der rechten Hand auf einmal Pausen auftreten, dafür aber in der linken Hand die Pausen wegfallen.
Ab Takt 70 wird die linke Hand noch „lebendiger“ mit vielen 1/16-Noten. Man erkennt schon noch die ursprünglichen Motive aus der Exposition und man verspürt eine Dazugehörigkeit, jedoch ist hier das Thema A schon sehr verändert worden.
Die häufigen 1/16-Noten von Takt 70 bis 73 kann man mit den Takten 8 bis 24 in Verbindung bringen, da dort ohne jegliche Pause eine Art „Anhäufung“ von 1/16-Noten auftritt.
Besonders Takt 73 erinnert sehr an Takt 24:
- beide sind monoton gemeint: einstimmig? (ausgenommen Takt 24 am Anfang)
- beide werden in 1/16-Noten gespielt (mit Ausnahme von den vier 1/32-Noten in Takt 24 am Ende)
- beide sind jeweils kurz vor Beginn des Themas B bzw. der Verarbeitung des Themas B
Anschließend wird ab Takt 74 das Thema B verarbeitet. Die Rechte Hand wird um kleine und große Terzen nach unten verschoben. Die linke Hand wird hingegen erhöht. Folglich entsteht eine kleinere Distanz zwischen den beiden Händen. Durch die bereits genannten b-Vorzeichen und z.B. durch die Takte 74 und 75, lässt sich der verarbeitete Teil auf B-Dur oder g-Moll schließen. Im Vergleich dazu stehen die Takte 26 ff. in D-Dur. 
Takt 79 und 80 sind einfach aus dem Grundmotiv des Themas 2 entstanden und haben nicht wie in Takt 31 und 32 eine rechte Hand, die einzeln spielt. 
Im ersten Teil des Sonatensatzes beginnt die Sonate leise mit Piano und wird über das „crescendo“ (Takt 11) lauter und betonter durch das „sforzato“ in Takt 10 und 12 (jeweils Zählzeit 1). Ebenfalls im zweiten Teil des Sonatensatzes fängt Beethoven mit Piano an und lässt sein Werk wieder über das „crescendo“ (Takt 70) zum Forte hin lauter werden.
Dies sind die hauptsächlichen Zusammenhänge zwischen den Themen aus der Exposition und der Verarbeitung dieser in der Durchführung. 

5.
T.81: As-Dur
T.82: As-Dur
T.83: As-Dur
T.84: D-Dur (Septakkord)
T.85: D-Dur (Septakkord)
T.86: g-Moll
T.87: g-Moll
T.88: g-Moll
T.89: C-Dur (Septakkord) oder g-Moll
T.90: C-Dur (Septakkord) oder f-Moll
T.91: f-Moll
T.92: F-Dur (Septakkord) oder d-Moll
T.93: B-Dur
T.94: B-Dur
T.95: B-Dur
T.96: B-Dur (Septakkord)
T.97: B-Dur (Septakkord)
T.98: B-Dur (Septakkord) 
T.99: Es-Dur

Im Prinzip stimmt mein Ergebnis mit dem Lösungsvorschlag überein. Nur bei Takt 89, 90 und 92 habe ich einerseits die gleichen Harmonien bestimmen können, aber noch eine andere Möglichkeit gefunden. Welche wirklich stimmt kann ich nicht sicher mit Begründung festlegen. Allerdings würden in Takt 89 die vorherigen Takte 86-88 eher für g-Moll sprechen, da diese ebenfalls in g-Moll geschrieben sind.
Bei Takt 90 ist es genauso, da der nachfolgende Takt 91 in f-Moll steht, wie auch Takt 90 nach meiner zweiten Lösungsmöglichkeit.
Die Erläuterung des harmonischen Verlaufes gebe ich basierend auf den offiziellen Lösungsvorschlag ab (ohne Beachtung meiner drei anderen Möglichkeiten):
Am Anfang ist keine sehr deutlich einheitliche Modulation erkennbar, es gibt also nur grobe Zusammenhänge. Von As-Dur zu D-Dur ist z.B. auffällig, dass sie auf dem Quintenzirkel genau gegenüber liegen. 
Wenn man anschließend die Harmonien bis Takt 91 betrachtet, merkt man, dass auf dem Quintenzirkel von As-Dur (bzw. f-Moll) bis D-Dur (bzw. h-Moll) jede zweite Stufe vorkommt (und zwar: As-Dur + f-Moll, g-Moll, C-Dur, D-Dur).
Ab Takt 92 bis 99 fällt die Harmonie jeweils um eine Quinte tiefer von F-Dur auf B-Dur und von B-Dur auf Es-Dur (Quintfallfortschreitung). 
Die Modulation im Gesamten führt von der Tonika As-Dur zu ihrer Dominante Es-Dur.

6.
Steigerungsmittel:
Bei Betrachtung der Lautstärke fällt auf, dass es bei Takt 115 mit pp (pianissimo) beginnt, dann in Takt 121 f (forte) einsetzt und ab Takt 122 sogar das ff (fortissimo) auftaucht. Folglich wird durch diesen Aufbau von leise zu laut bis sogar sehr laut eine Spannung in der Akustik Dynamik erzielt.
In der rechten Hand findet bis einschließlich Takt 120 eine Art Gegenspiel statt, durch ständigen Wechsel von Violin- und Bassschlüssel jedoch stetig gleich bleibendem Motiv. Man könnte es auch fast als Echo bezeichnen, welches Spannung aufbaut. Ab Takt 119 fallen sogar die Pausen weg, die vorher zwischen den „Gegenspielen“ waren. Dies könnte darauf hinweisen, dass nun fast der Höhepunkt erreicht ist und etwas neues, anderes kommen muss.
In der linken Hand ist auffällig, dass die Anfangsharmonie in d-Moll ab Takt 117 in D-Dur wechselt und die ganze Zeit in dieser Dominante bleibt. Sogar der Schlussakkord der linken Hand in der Durchführung ist in D-Dur.
Motivänderungen sind auch vorhanden: 
1. In Takt 121 setzt die linke Hand vollständig aus. 
2. Ab Takt 122 ändert sich in der rechten Hand, dass die Bindebögen nur 
noch über zwei Töne gesetzt sind.
Die vorherigen Viertongruppen werden also in Zweitongruppen 
umgewandelt, die ohne Begleitung gespielt werden.
Die Zweitongruppen sind in sich aufsteigend, da die erste Note immer die niedrigere und die zweite immer die höhere ist. Jedoch alle Zweitongruppen zusammen betrachtet sind absteigend bis zum Ende des Taktes 123. Hier beginnt ein spannendes Aufsteigen bis zur Fermate in Takt 124. Dieses gegenläufige kurze Aufsteigen nach dem längeren Absteigen lässt auch Spannung aufkommen. Die Fermate verstärkt dies als Spannungsquelle noch mehr, da an dieser Stelle die Neugierde des Zuhörers geweckt wird, wie es weitergeht. Er wartet somit gespannt darauf, wann es denn weitergeht und drängt innerlich nahezu den Pianisten dazu weiterzuspielen.

Funktion:
In der Teilaufgabe 1 wurde schon festgestellt, dass bis Takt 124 die Durchführung und ab Takt 125 die Reprise verläuft. Deshalb ist anzunehmen, dass diese Steigerungsmittel die Durchführung beenden und spannend zur Reprise hinführen sollen, bei der noch einmal der schon bekannte Teil aus der Exposition wiederholt wird. Es soll einem bewusst werden, dass gleich ein anderer Teil kommt.

7.
Die linke Hand der Takte 11 bis 13 (Zählzeit 1) ähneln schon mal sehr den Anfangstakten 1 bis 4. Zwar haben die früheren Takte 1/4-Noten und keine Pausen und die späteren Takte 1/8-Noten und Pausen, aber es ist jeweils eine Zweistimmigkeit gegeben und es werden pro Takt 4 Mal ein Intervall bzw. Akkord angespielt.
Die ruhigen Viertelbewegungen vom Anfang der Bagatelle spiegeln sich in Takt 20 bis 22 wieder.
Insgesamt ist es ein relativ ruhiges Stück mit p (piano) und pp (pianissimo); es kommen nur an wenigen kurzen Stellen auffallende Dynamikveränderungen vor, wie z.B. bei Takt 7 und 8 das „crescendo“, 
oder bei Takt 17 und 18 das „sforzato“.
Stichprobenartig habe ich die Harmonien geprüft und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass anscheinend das gesamte Stück in B-Dur geschrieben ist. Es gibt hier also auch keine Abweichungen, die einen einheitlichen Gestus brechen würden.
Mit einem kurzen Blick auf die Partitur fällt einem auch keine großartige Veränderung ins Auge.
Das Hörbeispiel vermittelt einem das Grundmuster immer wieder. Also man merkt, dass die ganze Zeit ein bestimmtes Grundmuster vorhanden ist. Es kommt einem an manchen Stellen so vor, als würde das gleiche oder ähnliche nur in einer anderen Tonlage gespielt werden, was natürlich vom Notenbild her nicht ganz stimmt (z.B. Takt 1 ff. und Takt 5 ff.). Takt 11 ff. klingen auch so, als wären sie einfach nach oben verschoben mit ein paar Verzierungen, wie z.B. dem Triller in Takt 12 (Zählzeit 2).
Mit Takt 14 endet quasi die „Wiederholung“ von Takt 1 bis 4 und bei Takt 15 kommt der Wiedererkennungseffekt auch zustande, da z.B. in der rechten Hand das es“, in der linken Hand das kleine c, das große F und das große H B genau eine Oktave tiefer als in Takt 11 liegen.
Dadurch wird man anfänglich in den Glauben versetzt, dass einfach alles um eine Oktave verschoben gespielt wird. Es kommen aber auch noch weitere Verzierungen hinzu, wie z.B. Triolen (Takt 15), noch mehr Triller als vorher (Takt 16) und einige 1/16-Noten, die vorher nicht so üblich in dieser Bagatelle waren (Takt 17). 
Eine einheitlich lyrische Grundstimmung zieht sich ebenfalls durch das gesamte Stück, da solche Charakterstücke ja dafür bekannt sind, dass sie eine bestimmte Phantasie ausdrücken sollen, was hier auch der Fall ist.
Durch die genannten Faktoren entsteht ein Charakter, der das Stück nicht langweilig erscheinen lässt, aber trotzdem einen immer wieder erkennbaren einheitlichen Gestus aufweist.

8.
Diese Gattung ist natürlich das Charakterstück. Ein Merkmal davon ist z.B. die Kürze der Stückes (nur eine Seite lang bzw. nur einen Umfang von 22 Takten). Weiterhin sind Charakterstücke meist Klavierstücke, was hier auch zutrifft. Einige Charakterstücke haben nichtmusikalische Namen wie z.B. „Nachtstück“ oder „Waldszene“ von Robert Schumann, und andere haben einfach als Überschrift die jeweilige Gattungsbezeichnung (hier: „Bagatelle“). Ein weiteres Merkmal ist, dass man beim Hören dieser Bagatelle immer wieder den Charakter heraushören kann, also ähnlich klingende Motive wieder auftauchen. Die Komponisten versuchen auch im Zuhörer Phantasien zu erwecken (z.B. eine schöne Natur). Ein weiterer Tipp ist eventuell die Nummerierung 11 dieser Bagatelle, denn dies sieht man häufig in Bänden von kurzen Stücken bzw. Charakterstücken.
Beispiele für einzelne Stücke: 
Frédéric Chopin: Ballade No.3, Ges, (1842); eine Ballade gehört allerdings zu den etwas spezielleren Charakterstücken, genauso wie das Intermezzo (z.B. Drei Intermezzi op.117 von Brahms (1892))
Ludwig van Beethoven: Zwei ländlerische Tänze (1792); Tänze werden wie auch die Fantasien (z.B. Fantasie op.17 von Robert Schumann (1836-1838)) zur allgemeineren Art des Charakterstückes zugeordnet.
Beispiele für Werksammlungen: 
F. Mendelssohn Bartholdy: Charakterstücke op.7 (1827)
J.S. Bach: Kleine Präludien, Fughetten 
S. Heller: 25 melodische Etüden opus 45

T. Kirchner: Lieder ohne Worte op.13
R. Schumann: Album für die Jugend op.68 und Kinderszenen op.15

9.
In der Sonate spiegelt sich so richtig die klassische Sonatenhauptsatzform wider. D.h. es werden zunächst zwei Themen vorgestellt, die später in der Durchführung in verschiedener Weise verarbeitet werden und am Ende in der Tonika wiederholt werden. Diesen typischen Grundansatz verwendete Beethoven in seiner Sonate.
Die Bagatelle hingegen ist eine ganz andere Form eines Klavierstückes, nämlich ein Charakterstück. Bei ihm liegt keine bestimmte Form fest, da es jegliche Phantasie durch den lyrischen Gehalt ausdrücken kann und soll. 
Ein einfach zu erkennender Unterschied ist schon mal die Länge oder der Umfang der Stücke. Die Bagatelle beschränkt sich ja nur auf eine Seite, bei der gar nicht die Möglichkeit besteht eine solche Themenvorstellung, Themenverarbeitung und Themenwiederholung mit einzubringen, da man eben einen geringeren Umfang hat.
Somit hat die Bagatelle zwar schon einen einheitlichen Charakter, in dem nicht nur gleiche, sondern auch veränderte Teile auftauchen, jedoch wird bei ihr nicht solch ein strenger Grundsatz wie eine Sonatenhauptsatzform befolgt. Man kann bei solchen kurzen Stücken nicht genau zeigen, wo ein Thema beginnt oder wo eines z.B. durch Augmentation, Diminution, Krebs oder ähnliches verändert wird.
Das sind so die Grundansätze dieser beiden Stücke, denen natürlich auch Beethoven große Achtsamkeit geschenkt hat.

 

Offizieller Lösungsvorschlag/Vergleich:

teilweise eingearbeitet

 

Kommentar zur Ausarbeitung:

teilweise eingearbeitet

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