Leistungskurs Musik 2003/05         am         Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Zusammenfassung ausgewählter Inhalte
der Kursstunde am Montag, den 20.10.2003 von 11.25 bis 12.55 Uhr.
Protokoll: Corinna Döring     www.musiklk.de/2003/45beet51.htm

Thema/Themen der Kursstunde:

Die Sonatenhauptsatzform am Beispiel der 5. Symphonie in c-Moll von Ludwig van Beethoven

Ausgewählte Inhalte:

Analyse der 5. Symphonie in c-Moll von Ludwig van Beethoven, 1.Satz

Wie vieles in der Wiener Klassik wurde auch die fünfte Symphonie von Beethoven nach der Sonatenhauptsatzform komponiert. Eine Symphonie ist sozusagen eine Sonate für Orchester. 

Exposition:
Man kann bei der Analyse des ersten Satzes die Exposition leicht mit dem ersten Wiederholungszeichen festlegen, das oft ein sicheres Indiz für das Ende der Exposition darstellt. Beim Feststellen des ersten Themas stößt man jedoch auf erste Schwierigkeiten. Hierüber gibt es zwei Meinungen. Für die einen liegt das erste Thema unmissverständlich in den ersten 5 Takten., in denen das berühmte Schicksalsmotiv auf zwei verschiedenen Tonstufen vorgestellt wird. Andere halten dies nicht für ein echtes Thema. Ihrer Meinung nach ist es nur ein Motiv, aus dessen Sequenzierung sich in den Takten 6-21 das erste Thema entwickelt. Diese Ansicht wird von der Tatsache gestützt, dass Themen in der Wiener Klassik meistens 4, 8, oder 16 Takte lang sind. Am häufigsten tritt dabei das 8-taktige Thema auf. Wenn man das erste Thema in Beethovens fünfter mit den Takten 6-21 festlegt ist es 16-taktig. Dies ist auf die kurzgliedrige Notierung (2/4-Takt) zurückzuführen und so als 8-taktig zu verstehen. Deswegen schließen wir uns der Interpretation an, die das erste Thema in den Takten 6-21 sieht. 
Ab Takt 25 wird das Thema dann sequenzierend wieder aufgenommen und mündet in die Überleitung, bei der das Motiv mit den drei Achteln Auftakt durchweg hörbar ist.
Ab Takt 59 befinden wir uns dann in Es-Dur, der Durparallele zu c-moll. Dies zeigt den Beginn des zweiten Themas an, da es der Regel entspricht, dass das zweite Thema in der Durparallele steht, wenn das erste Thema in Moll stand. Das zweite Thema wird vom Horn in Takt 59 mit dem kraftvollen Motiv des ersten Themas eingeleitet, ist aber selbst gesanglich und melodisch (Takt 63 ff). Die Aufstellung dieser zwei kontrastierenden Themen (Dualismus) ist in der Sonatenhauptsatzform unumgänglich, da sich nur so der Konfliktstoff zwischen den Themen für die Durchführung ergeben kann. Das zweite Thema hat also eigentlich einen eher sanglichen Charakter. Wenn man es aber genauer betrachtet, stellt man fest, dass es in den Bässen immer noch mit dem Motiv des ersten Themas begleitet wird. Diese „Unterwanderung“ des zweiten Themas durch das Motiv des ersten zeigt schon deutlich das Vorherrschen des ersten Themas im ganzen Satz. Im Takt 94 schließt sich dann die Schlussgruppe der Exposition an. 

Durchführung:
Die Durchführung beginnt in Takt 125 wieder mit dem Hauptmotiv. Sofort kann man allerdings eine Veränderung erkennen. Das Hauptmotiv wird jetzt vom Horn gespielt, welches in der Exposition die kraftvolle Einleitung zum zweiten Thema spielte. Diese liegt in der Durchführung wiederum in den Streichern (Takt 179), die in der Exposition den ersten Satz mit dem Hauptmotiv einleiteten. Eine solche Vertauschung der Instrumentation ist typisch für eine Durchführung. Die thematische Arbeit beginnt dann in Takt 129 wieder mit einer ausführlichen Sequenzierung des Hauptmotives bis in den Streichern die Einleitung des zweiten Themas steht. Doch der Übergang zum sanglichen Teil des 2. Themas wird durch die tiefen Streicher (Va,Vc,Kb) unterbrochen, die mit etwas ganz Neuem „dazwischen fahren“. Danach wird das Einleitungsmotiv des zweiten Themas zerlegt und erst auf zwei (T. 196 ff), dann auf eine Halbe (T. 210 ff) reduziert, die zwischen Streichern und Bläsern hin und her geworfen werden. Als das 2. Thema sich in T. 228 noch einmal aufbäumen will und versucht heraus zu kommen wird die Atomisierung nur noch konsequenter und das Motiv gleich auf eine Halbe verkleinert. Der melodische Teil des zweiten Themas kommt in der Durchführung also gar nicht mehr vor. Das zweite Thema ist auf seine Einleitung, die aus dem Motiv des ersten Themas besteht, reduziert und wird dann auch noch zerstückelt.. Dies zeigt wiederum, wie in der Exposition schon angedeutet, die totale Vorherrschaft des ersten Themas.

Reprise:
Die Reprise ab T. 248 ist die fast vollständige Wiederaufnahme der Exposition. Wir stellen fest, dass man beim Hören der Reprise das Stück im Notentext der Exposition gut mitverfolgen kann. Die Ausnahme bildet dabei nur die kurze Oboen-Kadenz im Takt 268.
Ab Takt 374 schließt sich letztendlich eine ausgeprägte Coda an. 

CDs, Materialien, Bemerkungen:

CD: Orchestra of the Age of Enlightenment, Eliot Gardiner;
Kurzer Interpretationsvergleich mit der Aufnahme mit Wilhelm Furtwängler aus dem Jahr 1947

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