Leistungskurs Musik 2003/05         am         Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Zusammenfassung ausgewählter Inhalte
der Kursstunde am Donnerstag, den 15.01. 2003 von 7.55 bis 9.25 Uhr.
Protokollführerin: Anna Drexl   www.musiklk.de/2003/16propkanon.htm

Thema/Themen der Kursstunde:

Proportionskanon: Josquin Desprez, Agnus Dei II aus der Missa „L’homme armé“
“Ex una voce tres“

Ausgewählte Inhalte:

Der Proportionskanon ist eine Form der Mensuralnotation des 13.-16. Jahrhunderts. Mit der Notation von nur einer Stimme kann hierbei ein mehrstimmiger Satz beschrieben werden.

Vom Kanon nach heutigem Verständnis unterscheidet sich der Proportionskanon, indem alle Stimmen gleichzeitig einsetzen (in unserem Beispiel im Quint- oder Oktavabstand). Die Mehrstimmigkeit wird durch unterschiedliche Tempi und Rhythmen erreicht, die durch bis zu vier verschiedene Tempozeichen, die sich alle auf die notierte Melodie beziehen, angegeben werden.

 

Im Beispiel hierzu (Josquin: „Agnus Dei II“) schließt der kreuzförmige Schlüssel am Anfang der Zeile das c ein und gibt so die Tonhöhe an. 

Der durchstrichene Halbkreis auf der ersten Linie wird als proportio dupla bezeichnet und gibt einen 2/2-Takt an.

Der undurchschnittene Halbkreis auf der dritten Linie wird als tempus imperfectum bezeichnet und wird halb so schnell ausgeführt, wie der 2/2-Takt des proportio dupla- Zeichens.

Das Tempuszeichen auf der fünften Linie bezeichnet man als proportio tripla. Es gibt einen 3/2-Takt an.

(Im Notenbeispiel nicht vertreten ist der als tempus perfectum im 2/4-Takt mit Triolen bzw. 6/8-Takt ausgeführte Vollkreis.)

Aus der Position eines Tempuszeichen kann man auf die Stimme schließen, auf die es sich bezieht.

So zeigt die Lage des proportio dupla - Zeichens auf der ersten Linie, wo auch der Sopranschlüssel notiert wird, dass dieses das Tempo für die höchste Stimme angibt. Demnach bezieht sich das tempus perfectum- Zeichen auf der dritten Linie (-> Altschlüssel) auf die Mittelstimme und das proportio tripla- Zeichen auf der fünften Linie (-> Baritonschlüssel) auf  die Bassstimme. 

Die unterschiedlichen Taktarten machen den Proportionkanon in seiner Ausführung sehr kompliziert.

CDs, Materialien, Bemerkungen:

Materialien zur Musikgeschichte 2, S.53

dtv-Atlas (s. 119)

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