Leistungskurs Musik 2003/05         am         Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Zusammenfassung ausgewählter Inhalte
der Kursstunde am Montag, den 17.11.2003 von 11.25 bis 12.55 Uhr. 
Protokollführerin: Sonja Schmidt            www.musiklk.de/2003/09vitry.htm

Thema/Themen der Kursstunde:

Philippe de Vitry: Motette "Tuba sacre fidei - In arboris - Virgo sum"

Ausgewählte Inhalte:

Notenbild: 
Syllabische Motette mit vielen "punctum inclinatum", Notenschlüssel auf der untersten von fünf Notenlinien
Gliederung: 
3 Stimmen (Triplum, Tenor, Motetus), im Faksimile erkennbar an der Initiale
Kennzeichen:
- verschiedene Notenschlüssel
- unterschiedliche "Notenbilder" der drei Stimmen im Faksimile

Begriffklärung:
Tenor: untextierte Hauptstimme, übernommen aus dem gregorianischen Choral (Virgo sum)
Motetus: aus dem Französischen., le mot = das Wort, textierte 2. Stimme (In arboris)
Triplum: bewegteste Stimme mit dem meisten Text (Tuba sacre fidei)

Anweisung beim Tenor: 
Nigre notule sunt imperfecte et rube sunt perfecte 
(Die schwarzen Noten sind imperfekt, die roten Noten perfekt)
> Zwei Tempi:
Tempus perfectum: Dreiertakt (rote Noten, in der Übertragung durch 3 x 6/8 gekennzeichnet)
Tempus imperfectum: gerader Takt (schwarze Noten, in der Übertragung 2 x 6/8)

Hör- und Notenbeispiel:
Der Tenor wird in Abschnitte unterteilt, A I, A II, A III.
Der Rhythmus ist in den drei Abschnitten exakt gleich (Isorhythmik oder Isorhythmie > Isorhythmische Motette), der sich wiederholende rhythmische Abschnitt im Tenor wird Talea genannt.
Die Melodien in B 1, B 2, B 3 entsprechen den Melodien in A I, A II und A III (also B 1 = A I). Diese melodische Wiederholung der Tenortöne wird Color genannt.
Auch der Rhythmus aus A I entspricht dem in B 1, (dort halbierte Notenwerte)
Das Melisma im Motetus hat einen tänzerischen Charakter, der durch den 6/8 Takt bedingt ist. 
Im Triplum finden sich viele kurze Notenwerte und viel Text.

Harmonische Schwerpunkte:
Bei der Betrachtung der harmonischen Schwerpunkte fallen Fortschritte in der Entwicklung der Mehrstimmigkeit auf. Neben Oktav-, Quart- und Quintklängen werden jetzt auch Terz-Quintklänge verwendet, z.B.  c - e - g, h - d - fis, d - fis - a 

Besonderheiten:
Im 3. System in den Oberstimmen findet sich eine Besonderheit, der sogenannte Hoquetus (franz. Schluckauf). Die Stimmen sind abwechselnd von Pausen durchsetzt, so dass immer eine pausiert, während die andere singt und umgekehrt.
Die überraschend wirkende Kompositionsart steht an wichtigen Stellen der Komposition.

CDs, Materialien, Bemerkungen:

dtv-Atlas zur Musik
Materialien zur Musikgeschichte Band 2

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