Leistungskurs Musik
2000/02 am Celtis-Gymnasium, SchweinfurtThema/Themen:
Weltliche Vokalmusik der Renaissance
Werke:
Lochamer Liederbuch (um 1460) = Sammlung von Liebesliedern
und Madrigale aus ars musica, Band IV
Inhalte:
Mehrstimmige Musik:
- Entwicklung vom Tenor-Lied (Hauptstimme im Tenor) zum Diskant-Lied (Hauptstimme in der
Oberstimme, 1-3 begleitende Instrumentalstimmen)
z.B. Innsbruck, ich muss dich lassen, Heinrich Isaak (1450-1517) (am 136)
Begriff: Kontrafaktur
Ein weltliches Lied, das durch Textänderung zu einem geistlichen Lied wird oder
ein geistliches Lied, das zu einem weltlichen umgeändert wird nennt man Kontrafaktur.
Die Melodie bleibt unverändert, der Text wird abgeändert.
z.B. Mein Gemüt ist mir verwirret (am 132), H. L. Haßler
(1564-1612)
zu diesem Lied wurden zahlreiche geistliche Kontrafakturen verfasst
wie z.B. O Haupt voll Blut und Wunden (am 226f), Bach
Orlando di Lasso (16.Jh.)
Entwicklung in Frankreich, Italien:
-In Italien beginnt die Entwicklung im Trecento (14. Jh.).
Zu dieser Zeit gab es viele musikalische Neuerungen und es entwickelten sich neue
musikalische Formen:
Frottola: - im dt. "Schwarm" von Sonderlichkeiten
Villanella: - sehr häufige Form
- Volksweisen werden imitiert (Bauernlied)
- einfachere Mehrstimmigkeit, eingängige Melodie
- strophisch oder durchkomponiert wie Madrigal
- z.B. O bene mio (am 49), Willaert
Chanson: - wichtigste Form
Þ Entwicklung des Madrigals
- von Cantus matricalis = Gesang in der Muttersprache mit weltlichem Text
- Herausgabe der 1. Madrigalsammlung 1533; danach sehr schnelle Verbreitung
- Textvorlage war zunächst einstrophig, es gab 2-3 Terzette und 1-2 Reimpaare
® im 16.Jh. wurde Textvorlage freier, es gab 6-13 sieben- bis
elfsilbige Verse in freier Reimstellung
- Kompositionsweise wurde von der Motette übertragen:
polyphon, mehrstimmig, starke Textausdeutung, imitiert oder durchimitiert,
"Musika reservata" = reservierte Musik für gebildete Kreise, Kunstanspruch
- Drei Phasen des Madrigals:
1. Frühes Madrigal (1530-1550): 4-stimmig, homophone und polyphone Bestandteile
Vertreter: Jakob Arcadelt, Adrian Willaert, Cyprian de Rore
2. Klassisches Madrigal (1580-1620): 5-stimmig, textinspirierte Ausdruckskunst
Vertreter: Orlando di Lasso, Andrea Gabrieli, zeitweise Palestrina
3. Spätes Madrigal (1580.1620): extreme Ausdruckssteigerung,
Madrigalismen (=Textausdeutungdurch rhythmische, harmonische, chromatische
ungewöhnliche Wendungen)
tonmalerische Klangeffekte (z.B. extreme Noten, Rhythmus, schnelle Bewegung)
Übertreibungen, oft wenig Textverständlichkeit
Vertreter: Carlo Gesualdo, Luca Marenzio, Claudio Monteverdi
Danach wurde der Begriff "Madrigal" verallgemeinert zu "weltliches
Chorstück"
Entwicklung in England:
nur kurzes Hörbeispiel: Come again, J. Dowland
ähnliche Entwicklungen wie in Italien und Frankreich
CDs, Materialien, Bemerkungen:
dtv-Atlas S. 252ff.
Noten: Ars musica, Band IV (am)