Leistungskurs Musik 2000/02 und 2003/04          am           Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Kurzprotokoll
der Kursstunde am Montag, den 20.11.2000 von 7.55 bis 9.25 Uhr. 
Protokollführerin:  Melanie Weimann (12dufay00.htm)
und der Kursstunde am Montag den 8.12.2003 von 11.25 bis 12.55 Uhr
Ergänzungen: Michèle Skrzybski        www.musiklk.de/12dufay.htm

Thema/Werk:

Guillaume Dufay (~1400-1474) "Nuper rosarum flores"
Motette zur Weihe des Florentiner Domes

Inhalte:

Form der Motette:
- vierstimmige Motette, die in 2 Blöcke aufgeteilt werden kann ("Spaltklang"):
Triplum und Motetus ( = Bicinium) / Tenor I und II ( Begleitung – cantus firmus ( meist instrumental))
Gliederung: Vier Abschnitte mit regelmäßiger Anzahl der Mensureinheiten: 28+28 / 28+28 / 14+14 / 14+14 (= n x 7)
Tempoverhältnis der vier Abschnitte 6:4:2:3 entspricht den räumlichen Verhältnissen im Dom Langhaus: Querschiff: Apsis: Kuppelhöhe. Entspricht dem Verhältnis von 2x 3/2 (Tempus perfectum) : 2x 4/4 (Tempus imperfectum) : 4/4 (Tempus imperfectum diminutum) : 6/4 (Tempus perfectum diminutum).

– Oberstimmen ("Ornament"):
- keine Isorhythmik oder einheitliche Melodie
- Jeder der vier Teile beginnt zweistimmig (Bicinium)
- die Bezeichnungen Motetus und Triplum stammen nicht von Dufay selbst

- cantus firmus wurde durch Weglassen von Tonwiederholungen auf 7 Töne gekürzt
- Tenor I: 2 x 7 Töne (ziemlich langes rhythmisches Grundmuster = Talea) - Tenores  ("Fundament"):
- setzen nach 4 x 7 = 28 Mensuren bzw. 2 x 7 Mensuren ein

- Tenor II ( Contra Tenor) : gleiche Melodie, jedoch um Quinte transponiert
> Melodie aus greg. Choral wiederholt sich in den Abschnitten II, III und IV = Color
> der Rhythmus in den Abschnitten II, III und IV entspricht der Talea bei Berücksichtigung der verschiedenen Tempusangaben (Tenor im Original nur einmal mit 4 Tempusangaben notiert)    
> Textierung mit „Terribilis est locus iste“ meint den Gegensatz eines weltlichen Ortes zum Dom

- freies, zweitaktiges Amen im 9/4 Tempus perfectum, Tonanzahl mit der „ Heiligen Zahl“ 7 (Ausnahme im Triplum und Tenor II 8 Töne, die jedoch auf Grund einer Tonverdoppelung als 7 Töne gezählt werden können.)

In der gesamten Motette lassen sich sehr viele Zahlenbeziehungen entdecken, bis hin zur Anzahl der Töne in bestimmten Abschnitten, Gesamtzahl der Töne, Tonhöhenstatistik (!), Anzahl der Textbuchstaben (!), die sich immer wieder auf den Goldenen Schnitt oder auf die Fibonacci-Folge (jede Zahl ist Summe der beiden vorangegangenen: 1 1 2 3 5 8 13 32 34 55 89 144) zurückführen lassen. Beide Proportionsordnungen finden sich sehr deutlich in den Maßen des Florentiner Domes. In den Strophen 1 und 2 bezieht sich der Text genau auf den Tag der Domeinweihung zu Florenz am 25. März 1436. Dagegen sind die Strophen 3 und 4 mit einem überzeitlichen Gebet an Maria textiert.

CDs/Literatur:

CD: Sampler "The Hilliard Ensemble" EMI reflexe CDZ 767118-2

Rolf Dammann: Die Florentiner Domweihmotette Dufays
in: Poos (Hrsg.), Chormusik und Analyse, Mainz 1983
Ryschawy/Stoll: Die Bedeutung der Zahl in Dufays Kompositionsart
in: Guillaume Dufay (Musik Konzepte 60), edition text + kritik, München 1988

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