Leistungskurs Musik 2000/02           am           Celtis-Gymnasium, Schweinfurt
Kurzprotokoll
der Kursstunde am Montag, den 09.10.2000 von 7.55 bis 9.25 Uhr.
Protokollführer: Christian Bader     www.musiklk.de/05messe2.htm

Thema/Themen:

Gregorianischer Choral, Analyse

Werke:

Ostermesse: Graduale "Haec dies", Alleluja "Pascha nostrum", Sequenz "Victimae"

Inhalte:

Besprechung des Graduale "Haec dies" (Meditationsgesang) mit Klärung folgender Begriffe und Symbole:
Responsorium:
Wechsel zwischen Solist und Schola
Antiphon: Zwei halbe Chöre singen im Wechsel
"ij" bzw. "bis": dem Vorgesang folgen zwei Wiederholungen der Schola
"*" Asteriscus: stellt das Ende des Kantorgesangs dar
"v" steht schlicht und einfach für (Psalm-) Vers
Graduale: Stufengesang (lat. gradus = Stufe ) > solistischer Kantor auf den Stufen des Lesepultes im Wechsel mit dem Chor

Danach haben wir das Alleluja analysiert und folgende Auffälligkeiten bemerkt:
- in der Melodie gibt es drei Motive, die wiederholt auftreten, aber unterschiedlich notiert sind
- die Neumen besitzen eine einheitliche Länge (Äqualismus), die unterschiedliche Notierung gleicher Melodien könnte aber auch ein Hinweis auf rhythmische Varianten sein.
- melismatischer Schlußvokal "a" (Jubilus)
- die Hilfslinien und die damit verbundene ungewöhnliche Tonhöhe verdeutlichen Ausdruck des Schmerzes im melismatischen "immolata"

Schließlich betrachteten wir die syllabische Sequenz Victimae paschalis laudes, die eine klare Gliederung erkennen ließ: a/bb/cd/cd/e. Die durch zwei Einzelverse eingerahmten Doppelzeilen werden auch Doppelversikel genannt.
Der Urheber der Sequenz im MA war Notker Balbulus ("der Stammler") von St. Gallen, der die überlangen Alleluja - Melismen textierte, um die Melodien besser behalten zu können. Diese Technik hat sich dann verselbständigt und zur Kompositionstechnik entwickelt. Bis zum Tridentiner Konzil entstanden ca. 5000 Sequenzen.

Im Faksimile konnten wir den umgekehrten Versuch erkennen, die vorhandene Sequenz auf ein möglicherweise zugrundeliegendes Alleluja zurückzuführen.
Eine zur Musik zugefügte "Zutat" , sei es in textlicher oder musikalischer Form nennt man Tropus.

CDs, Materialien:

CD: "Resurrexi" Deutsche Grammophon 447685-2
dtv-Atlas zur Musik: S. 190
Materialien zur Musikgeschichte, Band 2: Noten von Graduale S. 12, Alleluja S. 13, Sequenz S. 14, Faksimile S. 19

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